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Spassfaktor – der E-Roller; nun auch noch: der E-Roller

E-Bike von 1932!

Mit der Elektromobilität ist es so eine Sache. Sie gibt es schon länger als heute gedacht, war etwas unpraktisch, aber ist als Schlagwort heute in aller Munde und wird als eines der Heilmittel gegen den drohenden oder vorhandenen Klimawandel gehandelt. Wir wissen alle, dass das so nicht stimmt und E-Mobilität nur dann wirklich zum CO2-Problem beiträgt (es reduziert), wenn Energiegewinnung und Teile-Produktion „grün“ sind. Leider stimmt das heute (noch) nicht, und dennoch wird die elektrische Energie immer sauberer sein als die fossile. Weg vom Benzin- oder Diesel-Auto, umsatteln auf E-Mobilität und auf ÖPNV (letzteres höchst wünschenswert, aber unwahrscheinlich).

Wir haben immer diese Meinung vertreten, und der Autor selber ist seit vielen Jahren im Besitze eines Pedelecs. Und unsere beiden Studien für Herzkranke scheinen zu belegen, dass diese Form des Radfahrens viele gesundheitliche Vorteile aufweist. Inzwischen sind die Kommunen auch der Sache auf die Spur gekommen, denn man will ja nun weg von Verbrennungsmotor. Das ist völlig richtig, und der berühmte Pendler kann inzwischen solche Räder leasen oder kaufen (sie sind aber immer noch ziemlich teuer). Leider wird aber diese Möglichkeit in der Öffentlichkeit weit weniger diskutiert als eben diese Rollermanie.

Da kommt dies neue E-gerät, der Tretroller, auf elektrisch daher. Der E-Roller als Spassfaktor, aber Fehlentwicklung, meint der Autor. Er hat inzwischen eines gefahren. Spassfaktor stimmt, Weg zum Arbeitsplatz damit – gefährlich und gewöhnungsbedürftig. Die fahren ja auch im normalen Straßenverkehr und manchmal – oft – auf dem Gehweg. Nachteil der neuen Mode! Sie sind nur dazu angetan, die Verkehrsräume zu verknappen.

Jetzt kommen auch noch die Leihmodelle eines anderen E-Rollers ins Gespräch, gemeint ist eine „E-Vespa“; das wirft ein Licht auf die Sprachverwirrung – denn Roller, das war bisher der (benzin-)motorisierte Roller, mit Zulassung und, wenn nötig, Nummernschild. Mit dem E-Roller nun zur Arbeit auf der „letzten Meile“ zu fahren – auch nicht gut vorstellbar. Aber für längere Fahrten und als Ersatz für den meist allzu erbärmlichen Nahverkehr – eine Alternative.

heutiges Pedelec

Dennoch: Wirklich adäquat ist nur das Fahrrad in der E-Version. Und wenn schon Auto, das E-Auto, Diese sind aber ebenfalls viel zu teuer und haben das Reichweiten- und Ladepunktproblem, was neuerdings aber wohl politisch „erledigt“ werden soll.

ÖPNV nach dem Streik

Die Busse fahren wieder, alle sind fröhlich und die Fahrer kriegen mehr Geld. Alles also OK? Eben nicht alles. Denn diese Aktion, die den Busfahren verdienterweise mehr Geld in die Taschen spült, ist nur möglich gewesen, weil die Kommunen, die das ja bezahlen müssen,  froh waren, den schmerzhaften Streik nicht mehr vor ihren Kunden rechtfertigen zu müssen.
Nur: Geld haben sie keines. Also wird man sparen müssen, und das sicher auf Kosten der essentiell notwendigen Verbesserung des ÖPNV, zu dem ja auch der Radverkehr gehört. Übriges redet man schon von Personaleinsparungen. Armes Saarland.

Also – mit den Radautobahnen, den sicheren Radwegen, dem finanziellen Anreiz zum Erwerb von Pedelecs für den Pendlerverkehr, dem eng getakteten Busfahrplan, der Tarifverbilligung – aus all dem wird nix.
Es bleibt nicht nur bei den 2% Anteil der Saarländer am ÖPNV (bundesweit 8%), sondern wahrscheinlich wird das sogar noch unterboten.

Und die Politik? Die – in Form der SPD-Verkehrsministerin – räsoniert über die Freude, dass den Busfahrern endlich mal was geboten wird, aber schweigt sich wohlweislich aus über das eigentliche Problem der Politik, keine Lösung zu haben – eben das gleiche Spiel wie beim Klimawandel. Keine Lösung nirgends, niemandem wehtun, niemals, und schönes Wetter überall!

Dabei muss was getan werden. Aber es kostet eben.

Armes Saarland. Der Bach ist schon reißend, den dieses Land „runter geht“.

Das Elektrofahrrad in Beruf und Freizeit

In Zeiten der härter werdenden Diskussionen über unsere Anstrengungen und auch Ohnmacht, den drohenden Klimawandel und seine Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft abzuwenden, nimmt die Elektromobilität einen breiten Raum ein. Unsere Gesellschaft ist – im Gegensatz etwa zur Gesellschaft vor 60 Jahren, also im Jahre 1959 – sehr viel mobiler geworden und das auf Kosten unserer Umwelt, wie schon seit langem bekannt. Da die Nutzung des Autos in welcher Form auch immer, hier einen wesentlichen Beitrag leistet, ist ebenso „bekannt“, nur hat sich am automobilen Verkehrsprozess ausschließlich seine schiere Größe signifikant geändert. Wandel tut not.

Hier nun kommt das elektrische Fortbewegungsprinzip ins Spiel, und zwar historisch zunächst als Fahrrad mit elektrischer Unterstützung, jetzt aber auch – vor allem politisch gewollt – das entsprechende elektrisch unterstützte Automobil. Es war schon sehr früh (1900) ein eher abenteuerliches E-Bike unterwegs, das aber mangels Technik und Interesse bald wieder in der Versenkung verschwand. Erst gegen Ende der 90er Jahre wurde das E-Bike professionell und serientauglich. Die führende Anbieterfirma war die Schweizer Firma Flyer, der andere bald folgten. Zunächst dümpelten die Räder eher als Exoten vor sich hin. Erst im neuen Jahrtausend wurde das anders. 2005 wurde der leichtere und leistungsfähigere Lithium-Ionen-Akku eingeführt, und der brachte neben technischen Verbesserungen am Rad (Bremsen, Motor, Unterstützung u.a.) die Wende.

Was nicht unbedingt zu erwarten gewesen wäre, trat dann ein: Diese Fahrradvariante wurde zu einem Verkaufsrenner über die Jahre. 2018 wurden fast 1 Mio solcher Räder verkauft. Das aber hat nicht nur Vorteile, sondern betrifft auch die Verwendungen im öffentlichen Straßenverkehr. Denn die so genannten Verkehrsräume, also das Zusammenspiel von Auto-, Rad- und Fussgängerverkehr, diese sind alles andere als verträglich zu nennen. Jetzt kommt übrigens noch der völlig überflüssige Spassfaktor Tretroller dazu.

Die Folge ist gerade bei den Pedelecs eine deutliche Zunahme der Unfälle mit zum Teil gravierendem Ausgang. Dies habe in den vergangenen Jahren um mehr als 160 % zugenommen.

Es ist klar, dass das nicht nur auf die allgemeine Verkehrsbelastung zurückgeht, sondern zunächst auf die absolute Zunahme der Pedelec-Nutzung, aber auch auf die fehlende Übung der meist unerfahrenen Rad-„Rückkehrer“, der sog. „Silverbiker“. Hier muss gerade der ADFC zusätzliche Arbeit leisten.

Das Pedelec hat aber auch über die Nutzung durch die Älteren hinaus eine allgemeingesellschaftliche Bedeutung, gerade in Zeiten des Klimawandels. Wenn unsere Politiker den Umstieg vom Auto wirklich wollen, muss das Pedelec sehr stark berücksichtigt werden! Was spricht dagegen, den Berufs-Pendler besonders in bergigem oder hügeligem Umfeld mit geleasten Pedelecs auszustatten, bei denen Arbeitgeber und Kommunen einen finanziellen Beitrag leisten? Genau das scheint nun zunehmend möglich. In einem Beitrag der FAZ gestern war zu lesen, dass immerhin 250.000 Nutzer bereits ein Leasingangebot Ihres Arbeitgebers zusammen mit steuerlichen  Vorteilen nutzen: geht doch.

Unstrittig ist, dass Radfahren zu den gesündesten Fortbewegungsformen überhaupt gehört. Dennoch: Die gesundheitliche Sicht des Pedelecfahrens ist noch wenig untersucht. Man kann den Verdacht haben, dass die meisten älteren Nutzer sich den so genannten Schonfahrens bedienen, d.h. eine hohe Unterstützungstufe währen und damit gemächlich, aber ohne Trainingseffekt , durch die Landschaft „gondeln“.
Wir sind daher in einer Doppelstudie, die seit 2014 bis Herbst 2019 läuft, der Frage nachgegangen, ob bei Herzkranken allgemein und speziell solchen mit einer Herzmuskelschwäche durch herzfrequenz-kontrolliertes Training ein gesundheitlicher Effekt nachzuweisen ist. Erste Ergebnisse legen nahe, dass sich günstige Effekte auf Belastbarkeit, Fitness, Herzleistung und Risikofaktoren nachweisen lassen. Das Beispiel zeigt signifikante Effekte auf die Herzleistung, die sog. LVEF

 

 

Fazit: Diese zwei Aspekte des elektrischen Radfahrens, die gesundheitliche Effizienz einerseits und die berufliche Nutzung andererseits, werden also in der Zukunft unsere Mobilität wesentlich mitbestimmen.

Nicht die Tretroller!

Der neue Pedelecblog

Nach dem Hackerangriff (sog Achmed-Attacke) ist auch der genuine Pedelecblog den Weg alles Irdischen gegangen. Wir haben uns daher entschlossen, diesen Blog in die HI-HBS-Website zu integrieren. Es gibt genügend Sachthemen, über die man berichten sollte, etwa über die immer wieder in den Medien aufkommende Diskussion über die Pedelecs und ihre angebliche Unfallträchtigkeit, die Rolle des Pedelecs im Berufs-Radverkehr („Berufsradeln“) oder über den immer enger werdenden Verkehrsraum für alle, also Radfahrer, Fussgänger und Radler.

Die inzwischen langjährige Erfahrung des Autors in Bezug auf die Entwicklung des Pedelecs berechtigt dazu, zu solchen Fragen Stellung zu nehmen. Auch der ADFC hat inzwischen die Bedeutung des elektrisch unterstützten Radfahrens erkannt und vertritt wie auch der Autor die Meinung, dass dem Pedelec im Berufsverkehr, speziell des Pendlers, mehr öffentliches Interesse zuteil werden sollte.

Dieser Blog wird dann auch den Fokus auf die wissenschaftliche Seite der Pedelecnutzung richten. Denn da dieses gerade für den Älteren den Reiz des Radfahrens bis in höhere Altersklassen zu erhalten versucht, muss man der Frage nachgehen, ob es denn auch „nützt“, d.h. einen ähnlichen Effekt auf die Gesundheit wie das „konventionelle“ Radfahren hat. Unsere saarländische Doppelstudie Herz.BIKE Saar, die auf dieser Website dargestellt ist, soll dazu einen Beitrag leisten.

Packen wir’s also an.