Archiv der Kategorie: Gesundheit

Wie geht’s weiter? (3)

Diese Frage weiterer Gruppenarbeit oder besser Projektarbeit lässt sich auch heute noch nicht abschließend beantworten. Wir haben ja schon Verschiedenes diskutiert – vom Anschluss der „neuen“ an die „alte“ Gruppe über die Projektierung neuer Studien (nicht einfach!) bis zur Evaluierung und Absicherung der jüngst erhobenen Befunde – aber auch, und das finde ich zumindest interessant und spannend, eine Datengewinnung aus der konventionellen Herzgruppenarbeit. Die Idee kam von den rührigen Firmenbossen, etwa von Max Batt, der anregte, die Gruppenmitglieder so in die Arbeit der Herzgruppen zu integrieren, dass ein vorhandenes Trainingsprofil, z.B. „Joggen“, bei der Trainingsarbeit abgearbeitet wird.

Dabei sollen die vorhandenen technischen Vorraussetzungen wie Brustgurt-Sensor und Smartphone-App – nur ohne Fahrrad – eingesetzt werden. Letztlich wird die Herzfrequenz der Leitparameter sein, doch könnte man auch hier nach definierten Zeiträumen wie in HI-HBS Befundkontrollen vorsehen, also z.B. Labor- und Trainingsparameter, wie etwa den 6MWD etc.

Die Grundidee ist der Einstieg in eine wissenschaftliche Bewertung der Herzgruppenarbeit, die ja bisher weder national noch international stattgefunden hat. Im Übrigen ist gerade der internationale Vergleich schwierig, da das AHG-Modell der Reha-Phase III meines Wissens bisher außer in Deutschland keine Entsprechungen aufweist und auch nicht nachgeahmt wurde.

Da öffnet sich also ein Einstiegsfenster, das möglichst oft und viel genutzt werden sollte. Das Equipment ist vorhanden.

Neue Pedelecstudie der Uni Basel

Wie die Saarbrücker Zeitung heute berichtet (zum Artikel der SZ), wurde eine neue Pedelecstudie (Originalartikel)der Uni Basel publiziert, in der 32 untrainierte, übergewichtige Probanden (BMI 30) mit einem Durchschnittsalter von 40 Jahren ausgewählt um an der Studie teilzunehmen. 17 TN fuhren dann mit einem Pedelec und 15 mit einem konventionellen Fahrrad. Gemessen wurde vor allem der respiratorische Parameter VO2-max, also die maximale Sauerstoffaufnahme  vor (35,7 ml/min/kg)und nach dem Training, die sich bei den Pedelecians auf 39,3 ml/min/kg und bei den Konventionellen auf 38,6 ml/min/kg steigert. Dieser Unterschied war signifikant.

Schlussfolgerung:
Die Untersucher schließen daraus, dass die Fitness von Pedelecfahren sich fast besser als von konventionellen Radfahrern steigern läßt, was auch darauf zurückgeführt wurde, dass die Pedelecgruppe schneller und mit größerem Höhenunterschied fuhr.

Für unsere Studie bedeutet das:

  1. Die Anzahl der Probanden ist vergleichbar niedrig
  2. Die Steigerung der Studienparameter Schnelligkeit und Distanz ist auch bei uns nachweisbar
  3. Diese ist ohne nennenswerten Effekt auf das Individuelle Belastungsgefühl (BORG) erkennbar und daher ebenfalls, doch indirekt mit einer Steigerung der MVO2-max zu erklären.

Das Elektrofahrrad in Beruf und Freizeit

In Zeiten der härter werdenden Diskussionen über unsere Anstrengungen und auch Ohnmacht, den drohenden Klimawandel und seine Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft abzuwenden, nimmt die Elektromobilität einen breiten Raum ein. Unsere Gesellschaft ist – im Gegensatz etwa zur Gesellschaft vor 60 Jahren, also im Jahre 1959 – sehr viel mobiler geworden und das auf Kosten unserer Umwelt, wie schon seit langem bekannt. Da die Nutzung des Autos in welcher Form auch immer, hier einen wesentlichen Beitrag leistet, ist ebenso „bekannt“, nur hat sich am automobilen Verkehrsprozess ausschließlich seine schiere Größe signifikant geändert. Wandel tut not.

Hier nun kommt das elektrische Fortbewegungsprinzip ins Spiel, und zwar historisch zunächst als Fahrrad mit elektrischer Unterstützung, jetzt aber auch – vor allem politisch gewollt – das entsprechende elektrisch unterstützte Automobil. Es war schon sehr früh (1900) ein eher abenteuerliches E-Bike unterwegs, das aber mangels Technik und Interesse bald wieder in der Versenkung verschwand. Erst gegen Ende der 90er Jahre wurde das E-Bike professionell und serientauglich. Die führende Anbieterfirma war die Schweizer Firma Flyer, der andere bald folgten. Zunächst dümpelten die Räder eher als Exoten vor sich hin. Erst im neuen Jahrtausend wurde das anders. 2005 wurde der leichtere und leistungsfähigere Lithium-Ionen-Akku eingeführt, und der brachte neben technischen Verbesserungen am Rad (Bremsen, Motor, Unterstützung u.a.) die Wende.

Was nicht unbedingt zu erwarten gewesen wäre, trat dann ein: Diese Fahrradvariante wurde zu einem Verkaufsrenner über die Jahre. 2018 wurden fast 1 Mio solcher Räder verkauft. Das aber hat nicht nur Vorteile, sondern betrifft auch die Verwendungen im öffentlichen Straßenverkehr. Denn die so genannten Verkehrsräume, also das Zusammenspiel von Auto-, Rad- und Fussgängerverkehr, diese sind alles andere als verträglich zu nennen. Jetzt kommt übrigens noch der völlig überflüssige Spassfaktor Tretroller dazu.

Die Folge ist gerade bei den Pedelecs eine deutliche Zunahme der Unfälle mit zum Teil gravierendem Ausgang. Dies habe in den vergangenen Jahren um mehr als 160 % zugenommen.

Es ist klar, dass das nicht nur auf die allgemeine Verkehrsbelastung zurückgeht, sondern zunächst auf die absolute Zunahme der Pedelec-Nutzung, aber auch auf die fehlende Übung der meist unerfahrenen Rad-„Rückkehrer“, der sog. „Silverbiker“. Hier muss gerade der ADFC zusätzliche Arbeit leisten.

Das Pedelec hat aber auch über die Nutzung durch die Älteren hinaus eine allgemeingesellschaftliche Bedeutung, gerade in Zeiten des Klimawandels. Wenn unsere Politiker den Umstieg vom Auto wirklich wollen, muss das Pedelec sehr stark berücksichtigt werden! Was spricht dagegen, den Berufs-Pendler besonders in bergigem oder hügeligem Umfeld mit geleasten Pedelecs auszustatten, bei denen Arbeitgeber und Kommunen einen finanziellen Beitrag leisten? Genau das scheint nun zunehmend möglich. In einem Beitrag der FAZ gestern war zu lesen, dass immerhin 250.000 Nutzer bereits ein Leasingangebot Ihres Arbeitgebers zusammen mit steuerlichen  Vorteilen nutzen: geht doch.

Unstrittig ist, dass Radfahren zu den gesündesten Fortbewegungsformen überhaupt gehört. Dennoch: Die gesundheitliche Sicht des Pedelecfahrens ist noch wenig untersucht. Man kann den Verdacht haben, dass die meisten älteren Nutzer sich den so genannten Schonfahrens bedienen, d.h. eine hohe Unterstützungstufe währen und damit gemächlich, aber ohne Trainingseffekt , durch die Landschaft „gondeln“.
Wir sind daher in einer Doppelstudie, die seit 2014 bis Herbst 2019 läuft, der Frage nachgegangen, ob bei Herzkranken allgemein und speziell solchen mit einer Herzmuskelschwäche durch herzfrequenz-kontrolliertes Training ein gesundheitlicher Effekt nachzuweisen ist. Erste Ergebnisse legen nahe, dass sich günstige Effekte auf Belastbarkeit, Fitness, Herzleistung und Risikofaktoren nachweisen lassen. Das Beispiel zeigt signifikante Effekte auf die Herzleistung, die sog. LVEF

 

 

Fazit: Diese zwei Aspekte des elektrischen Radfahrens, die gesundheitliche Effizienz einerseits und die berufliche Nutzung andererseits, werden also in der Zukunft unsere Mobilität wesentlich mitbestimmen.

Nicht die Tretroller!

Der neue Pedelecblog

Nach dem Hackerangriff (sog Achmed-Attacke) ist auch der genuine Pedelecblog den Weg alles Irdischen gegangen. Wir haben uns daher entschlossen, diesen Blog in die HI-HBS-Website zu integrieren. Es gibt genügend Sachthemen, über die man berichten sollte, etwa über die immer wieder in den Medien aufkommende Diskussion über die Pedelecs und ihre angebliche Unfallträchtigkeit, die Rolle des Pedelecs im Berufs-Radverkehr („Berufsradeln“) oder über den immer enger werdenden Verkehrsraum für alle, also Radfahrer, Fussgänger und Radler.

Die inzwischen langjährige Erfahrung des Autors in Bezug auf die Entwicklung des Pedelecs berechtigt dazu, zu solchen Fragen Stellung zu nehmen. Auch der ADFC hat inzwischen die Bedeutung des elektrisch unterstützten Radfahrens erkannt und vertritt wie auch der Autor die Meinung, dass dem Pedelec im Berufsverkehr, speziell des Pendlers, mehr öffentliches Interesse zuteil werden sollte.

Dieser Blog wird dann auch den Fokus auf die wissenschaftliche Seite der Pedelecnutzung richten. Denn da dieses gerade für den Älteren den Reiz des Radfahrens bis in höhere Altersklassen zu erhalten versucht, muss man der Frage nachgehen, ob es denn auch „nützt“, d.h. einen ähnlichen Effekt auf die Gesundheit wie das „konventionelle“ Radfahren hat. Unsere saarländische Doppelstudie Herz.BIKE Saar, die auf dieser Website dargestellt ist, soll dazu einen Beitrag leisten.

Packen wir’s also an.