Das Elektrofahrrad in Beruf und Freizeit

In Zeiten der härter werdenden Diskussionen über unsere Anstrengungen und auch Ohnmacht, den drohenden Klimawandel und seine Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft abzuwenden, nimmt die Elektromobilität einen breiten Raum ein. Unsere Gesellschaft ist – im Gegensatz etwa zur Gesellschaft vor 60 Jahren, also im Jahre 1959 – sehr viel mobiler geworden und das auf Kosten unserer Umwelt, wie schon seit langem bekannt. Da die Nutzung des Autos in welcher Form auch immer, hier einen wesentlichen Beitrag leistet, ist ebenso „bekannt“, nur hat sich am automobilen Verkehrsprozess ausschließlich seine schiere Größe signifikant geändert. Wandel tut not.

Hier nun kommt das elektrische Fortbewegungsprinzip ins Spiel, und zwar historisch zunächst als Fahrrad mit elektrischer Unterstützung, jetzt aber auch – vor allem politisch gewollt – das entsprechende elektrisch unterstützte Automobil. Es war schon sehr früh (1900) ein eher abenteuerliches E-Bike unterwegs, das aber mangels Technik und Interesse bald wieder in der Versenkung verschwand. Erst gegen Ende der 90er Jahre wurde das E-Bike professionell und serientauglich. Die führende Anbieterfirma war die Schweizer Firma Flyer, der andere bald folgten. Zunächst dümpelten die Räder eher als Exoten vor sich hin. Erst im neuen Jahrtausend wurde das anders. 2005 wurde der leichtere und leistungsfähigere Lithium-Ionen-Akku eingeführt, und der brachte neben technischen Verbesserungen am Rad (Bremsen, Motor, Unterstützung u.a.) die Wende.

Was nicht unbedingt zu erwarten gewesen wäre, trat dann ein: Diese Fahrradvariante wurde zu einem Verkaufsrenner über die Jahre. 2018 wurden fast 1 Mio solcher Räder verkauft. Das aber hat nicht nur Vorteile, sondern betrifft auch die Verwendungen im öffentlichen Straßenverkehr. Denn die so genannten Verkehrsräume, also das Zusammenspiel von Auto-, Rad- und Fussgängerverkehr, diese sind alles andere als verträglich zu nennen. Jetzt kommt übrigens noch der völlig überflüssige Spassfaktor Tretroller dazu.

Die Folge ist gerade bei den Pedelecs eine deutliche Zunahme der Unfälle mit zum Teil gravierendem Ausgang. Dies habe in den vergangenen Jahren um mehr als 160 % zugenommen.

Es ist klar, dass das nicht nur auf die allgemeine Verkehrsbelastung zurückgeht, sondern zunächst auf die absolute Zunahme der Pedelec-Nutzung, aber auch auf die fehlende Übung der meist unerfahrenen Rad-„Rückkehrer“, der sog. „Silverbiker“. Hier muss gerade der ADFC zusätzliche Arbeit leisten.

Das Pedelec hat aber auch über die Nutzung durch die Älteren hinaus eine allgemeingesellschaftliche Bedeutung, gerade in Zeiten des Klimawandels. Wenn unsere Politiker den Umstieg vom Auto wirklich wollen, muss das Pedelec sehr stark berücksichtigt werden! Was spricht dagegen, den Berufs-Pendler besonders in bergigem oder hügeligem Umfeld mit geleasten Pedelecs auszustatten, bei denen Arbeitgeber und Kommunen einen finanziellen Beitrag leisten? Genau das scheint nun zunehmend möglich. In einem Beitrag der FAZ gestern war zu lesen, dass immerhin 250.000 Nutzer bereits ein Leasingangebot Ihres Arbeitgebers zusammen mit steuerlichen  Vorteilen nutzen: geht doch.

Unstrittig ist, dass Radfahren zu den gesündesten Fortbewegungsformen überhaupt gehört. Dennoch: Die gesundheitliche Sicht des Pedelecfahrens ist noch wenig untersucht. Man kann den Verdacht haben, dass die meisten älteren Nutzer sich den so genannten Schonfahrens bedienen, d.h. eine hohe Unterstützungstufe währen und damit gemächlich, aber ohne Trainingseffekt , durch die Landschaft „gondeln“.
Wir sind daher in einer Doppelstudie, die seit 2014 bis Herbst 2019 läuft, der Frage nachgegangen, ob bei Herzkranken allgemein und speziell solchen mit einer Herzmuskelschwäche durch herzfrequenz-kontrolliertes Training ein gesundheitlicher Effekt nachzuweisen ist. Erste Ergebnisse legen nahe, dass sich günstige Effekte auf Belastbarkeit, Fitness, Herzleistung und Risikofaktoren nachweisen lassen. Das Beispiel zeigt signifikante Effekte auf die Herzleistung, die sog. LVEF

 

 

Fazit: Diese zwei Aspekte des elektrischen Radfahrens, die gesundheitliche Effizienz einerseits und die berufliche Nutzung andererseits, werden also in der Zukunft unsere Mobilität wesentlich mitbestimmen.

Nicht die Tretroller!

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