Gedanken zum 10. September 2019

 

Unsere zweijährige Studie HI-Herz.BIKE Saar, die das Pedelecfahren speziell für herzkranke Mitglieder von ambulanten Herzgruppen zum Gegenstand hatte, endete planmäßig am 10. September 2019. Unsere zehn Probanden mit mittelgradiger chronischer Herzmuskelschwäche haben von Beginn bis zum Ende großartig mitgemacht und nicht nur zum beabsichtigten wissenschaftlichen Mehrwert entscheidend beigetragen, sondern sich auch zu einer Gruppe mit erfreulichem Gemeinschaftsgefühl entwickelt.

Dabei ist zu bedenken, dass die Startbedingungen alles andere als ideal waren. Es ging uns und den Teilnehmern ja nicht nur um einfaches Radfahren auf einem E-Bike – Pedelec, sondern auch um eine völlig neuartige Ausstattung der Räder mit einem integrierten Softewarepaket, einer Smartphonesteuerung und einem neuartigen Trainingsmodell auf elektronischer, digitaler Basis. Die Probanden waren teilweise „raderfahren“, teilweise nicht und mussten sich erst an das Fahren mit einem E-Bike gewöhnen. Darüber hinaus aber mussten sich alle Teilnehmer erst und zum Teil mühsam in die Software, die App und aber auch in die Bedienung eines Smartphones einarbeiten. Keine leichte Aufgabe. Die erstaunliche Erfahrung nun war, dass alle – nach einer doch etwas längeren run-in-Phase – sich in der doch schwierigen Bedienung dieser App zurecht gefunden haben, die dann im weiteren Verlauf immer wieder verbessert wurde und schließlich zu einer nutzerfreundlichen App ausgestaltet wurde.

Das bringt mich auf einen zweiten Aspekt der Studie, nämlich den der Testung einer neuartigen App-Software und einem ebenso neuartigen Training-Algorithmus. Durch die Anwendung dieser App in unserem Training und durch das Upload in das Firmenportal wurden wir – eher unfreiwillig und ungeplant – zu den wichtigsten Betatestern der Firma HearGo. Diese Funktion wurde von der Firma stillschweigend vorausgesetzt und durch koordinierende Besuche der Softwarentwickler überwacht. Das App-Verhalten und das Internet-Portal wurde dabei entsprechend unseren Anforderungen immer wieder modifiziert, was bis zu vollständiger Neufassung (Version) der App führte. Der kommerzielle Vorteil für die Firma wird dabei sicher nicht unbeträchtlich gewesen sein…

Nach der run-in-Phase wurde nun der eigentliche Trainingsbetrieb begonnen. Er wurde eigentlich in allen Phasen reibungslos absolviert und abgesehen von dem anfänglichen unklaren synkopalen Ereignis bei einemTN und einem Fahrradunfall später bei dem gleichen TN waren ernsthafte wesentliche Komplikationen nicht zu verzeichnen.

Die erfreulichste Tatsache aber war, dass wir zum  Schluss unsere geplanten 50 km mit 2x25km-Etappen problemlos absolvieren konnten. Das ist die wohl kräftigste Aussage der Studie, dass TN mit schwachem Herzen bei stufenweisem Trainingsplan eine hohe und dem Gesunden vergleichbare Belastung zu tolerieren imstande sind.

Und noch was: die praktische Organisation der Studie, die nicht einfach war, oblag nicht nur dem wissenschaftlichen Studienleiter, sondern mit allen technischen Raffinessen (vom Reifenflicken über die Wiedereinrichtung abgesprungener Ketten bis hin zum unerschöpflichen Batteriereservoir für die erst zum Schluss technisch verbesserten Sensoren) den beiden technischen Studienleitern, Helmut Röder und Wolfgang Baltes, der außerdem als Rettungssanitäter „Mädchen für alles“ und unverzichtbar war.

Es war eine erfolgreiche Studie, die nun wissenschaftlich ausgewertet werden muss. Dabei ist das Hindernis der zu kleinen Zahl von 8-10 TN zu bedenken, doch handelt es sich eben um keine statistisch voll verwertbare Studie, sondern um eine Pilotstudie, deren Ergebnisse in einer größeren Folgestudie reproduziert werden müssen. Der Trend der Ergebnisse dieser Studie jedoch ist ernstzunehmen und für weitere Studien als Basis zu verwerten.

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